Wie gestaltete sich Ihr Weg zum Buch?

Seit vielen Jahren führe ich Tagebuch. Da in den Ferien der Faktor Zeit groß ist, füllen sich in diesen Tagen die Seiten meiner Kladde, die ich stets mitführe, schnell. Solange ich mich mit eigenen Romanen und Geschichten befasse, bilden diese Eintragungen für mich die Basis meines Scheibens. Selbsterlebtes ist der beste Ideengeber. Mein niedergeschriebenes Leben wird in Inselgeplauder Baltrum nicht eins zu eins abgebildet. Es lieferte Anregungen und kurbelte meine Fantasie an. Teilweise sind meine Beobachtungen von solch skurriler Art, dass ich mir die Charaktere kaum glaubhaft ausdenken könnte. Das Tagebuchschreiben schult im Laufe der Zeit meine Beobachtungsgabe und ich entferne mich im Urlaub schnell von oberflächigen Begegnungen. Es schlummern viele schräge Typen in meinen Dateien, die einen Platz in einem Buch suchen.

Wie oft haben Sie Baltrum besucht?

Ich war mittlerweile zehnmal auf Baltrum. Die meisten Urlaube auf dem »Dornröschen in der Nordsee« habe ich alleine verbracht. Einige Tage begleiteten mich meine Kinder. Im Sommer, im Winter, im Herbst und im Frühling, jeder Aufenthalt war individuell. Das größere touristische Treiben in der Sommersaison ist nicht so nach meinem Geschmack. Die Nebensaisonzeiten sind meine Lieblingsurlaubszeiten auf Baltrum. Die Liebe zu einer Insel fällt für Sonnenanbeter anderes aus, als im Herbst, wenn Wetterkapriolen zu den Herausforderungen zählen und trotz Schmuddelwetter Liebe und Sehnsucht zu dem kleinen Eiland Bestand haben.

Wären Sie gerne mal auf einer einsamen Insel?

Ich habe tatsächlich einmal eine Zeit auf einer einsamen Insel verbracht. Sie lag mitten in der finnischen Seenplatte, war dreitausend Quadratmeter groß und nur mit einem Ruderboot zu erreichen. Weder fließendes Wasser noch Strom standen uns zur Verfügung. Grandiose Erfahrungen, die ich nicht missen möchte.

Ein Abtauchen in die Einsamkeit funktionierte bei mir viele Jahre perfekt. Es gab Zeiten, da haben wir uns Ferienregionen ausgesucht, die von der Zivilisation abgeschnitten waren. Aber da war ich jung und nicht als Single unterwegs. Die Liebe meines Lebens war an meiner Seite. In dieser Phase bestimmte das WIR mein Leben.

Nein, eine einsame Insel wäre für mich heute nicht mehr der richtige Urlaubsort. Ich fühle mich in der Gesellschaft von Menschen sehr wohl. Meine Mitmenschen bereichern mein Leben und sind die Basis meines Schreibens. Ich finde überall auf der Welt meine Nischen, sollte ich mal den Wunsch haben, alleine zu sein.

Wenn Sie nur eine Sache mit zum Inselurlaub nehmen dürften, welche wäre es?

Neben dem üblichen spärlichen Reisegepäck für den Besuch auf einer Insel, das durchaus in einen Rucksack passt, ist eine DIN A5 Kladde aus hochwertigem Papier und ein qualitativ guter, seicht über das Blatt gleitender Stift ein unbedingtes Muss.

Das Interview wurde geführt von
Nina Sock, Mitarbeiterin des Edition Paashaas Verlags.